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Wie Hafer das Immunsystem trainiert

„Das Immunsystem kann man nicht trainieren!“

Ein Satz, der aktuell völlig unreflektiert von jedem Influencer bei Twitter und Instagram, aber auch von vielen Menschen mit Fachhintergrund, übernommen und massiv verbreitet wird. Ein Satz, der mich sehr triggert.

Deshalb gab es in der letzten Zeit des Öfteren Artikel bei uns, die den Blickwinkel weiten sollen, um eine bessere Perspektive von diesem aktuell sehr oberflächlich behandelten Thema zu bekommen (hier, hier und hier).

Gibt es ein normales Immunsystem?

Ich weiß nicht, was Menschen unter Training verstehen. Training bedeutet per definitionem, dass unser Körper als Antwort auf einen Reiz eine Adaptation folgen lässt. Passiert das systematisch und wiederholt, werden langfristig physiologische Belastungsgrenzen zu unserem Vorteil verschoben. Wenn jetzt darüber gesprochen wird, dass das Immunsystem immer gleich sei, egal ob mit Erregerexposition oder ohne, frage ich mich, wie genau ein solches normales Immunsystem denn aussieht?

Haben wir also einen Zustand x, der in jeder Lebensphase immer genau die gleiche Leistung bringt, oder wie ist das zu verstehen? Das wäre ja genau das Gegenteil von dem, was man weiß. Beispiel Zink. Fällt der Zinkspiegel – bei alten Menschen sehr häufig –, funktioniert die T-Zellantwort nicht mehr ordentlich. Bestens belegt und bewiesen (hier und hier).

Ist das jetzt ein normales Immunsystem oder ein geschwächtes? Wie würde man es nennen, wenn man nun Zink gibt? Immunsystem „boosten“ oder Immunfunktion normalisieren? Du verstehst schon, auf was ich anspiele. Momentan erleben wir ziemlich viel Wortklauberei im Netz – bei eigentlich unklaren Definitionen.

„Training“ im Alltag

Versuchen wir es mal zu abstrahieren mit einer Analogie. Im Alltag bewegt sich ein normaler Mensch in einem bestimmten Umfang, so, dass er lebensfähig ist. Wir steigen Treppen, gehen auch mal 15.000 Schritte am Tag, kratzen das Auto frei, schleppen Wasserkisten ins 1. OG, tragen Lebensmittel tüten und … leben. 

Heißt, wann immer wir in Kontakt mit dem Leben kommen und es real bewältigen, haben wir einen ordentlichen körperlichen Zustand, denn wir sind funktional. So könnte man sich ein normal funktionierendes Immunsystem ja vorstellen, nicht wahr?

Würden wir uns jetzt aber zurückhalten, z. B. weil wir ein gebrochenes Bein haben oder weil wir lieber den ganzen Tag Playstation spielen oder weil wir schlicht faul sind, würde etwas messbar atrophieren. Wir wären eben nicht mehr so funktional und unser Körper würde auf Dauer so sehr sicher Schaden nehmen, weil es nicht gesund ist, sich atrophieren zu lassen. 

Und dann gäbe es noch den Fall, dass wir nicht nur funktional im Alltag sind, sondern etwas darüber hinaus tun. Am Wochenende gehen wir in die Berge wandern, morgens fahren wir mit dem Fahrrad zur Arbeit, nachmittags gehen wir 2-3 x die Woche in den Kraftraum und statt die Treppen einfach hochzugehen, sprinten wir ins 1. OG.

Wir aktivieren den Körper und dehnen unsere Belastbarkeitsgrenzen auch außerhalb dieser gezielt gesetzten Reize etwas aus, denn die Anpassungen helfen uns auch längerfristig, den Alltag besser zu bewältigen. Die meisten würden genau das als Training bezeichnen. Einverstanden.

Genau genommen ist aber auch alles, was über den basalen, ungebrauchten Zustand des Körpers hinausgeht Training, weil auch Wasserkisten schleppen einen Reiz setzt. Wenn auch im kleinen Umfang.

Wir sprechen also von einem Kontinuum, das in einem gewissen Maße stetig Adaptationen hervorruft, was uns als Folge funktionaler macht und auf weitere Reize vorbereitet. Wenn wir also zwei, drei Mal die Wasserkiste in den 1. OG geschleppt haben, schaffen wir es bald auch eine zweite leichter hochzutragen. Und noch besser: Wer das gut bewältigt, hat vielleicht auch weniger Probleme beim Kisten schleppen während des Umzugs. Ach so!

Adaptation ist ein biologisches Kernmerkmal

Das ist wirklich nur Basiswissen der Physiologie. Jede Zelle im Körper hat die Fähigkeit und den Willen, sich zu schützen und besser zu werden, einfach, damit sie robuster auf weitere Umweltereignisse reagieren kann. Dieses ureigene Attribut findet man sogar bei Einzellern. Wenn man die ein bisschen ärgert oder stresst … kehren sie den Spieß einfach um, indem sie sich anpassen.

Passiert auch – dummerweise – bei Krebszellen. Wenn man die per Chemotherapie stresst, entstehen nicht selten Resistenzen und noch aggressivere Krebszellen danach. Kann, muss aber nicht passieren. Krebszellen passen sich auf ganz vielen verschiedenen Ebenen an und sind genau aus diesem Grund oft tödlich.

Lange Zeit scheint die Immunologie diese ureigenen Eigenschaften ignoriert zu haben. Nur so lässt es sich erklären, dass z. B. Adaptationen im Zuge einer Impfung, also eine T- und B-Zellantwort (Antikörper) – „spezifisches Immunsystem“ genannt –, auch von Fachpersonen noch als „Update“ bezeichnet werden. 

Als ob der Körper ein Windows XP ist, den man einfach mal … „updaten“ muss. Wir haben es mit biologischen Systemen zu tun, die konstant „fühlen“ müssen, was außenrum passiert, die atmen und sich konstant neu justieren und adaptieren. „Update“ ist diesbezüglich eine ganz schöne Untertreibung.

Trainierte Immunität gibt es!

Und so kommt es, dass man erst seit circa 10 Jahren weiß, dass das Immunsystem … trainiert. Der Fachbegriff ist Trained immunity. Die Erkenntnis nämlich, dass der Unterbau des spezifischen Immunsystems, nämlich das angeborene Immunsystem, das nachgeschaltete spezifische Immunsystem nicht nur anweist, sondern im Zuge einer Infektion auch selbst eine dauerhafte Aktivierung zeigt. 

Die AG Immunologie der Uni Münster drückt das auf ihrer Seite ganz gut aus:

Eine zunehmende wissenschafltiche Evidenz zeigt, dass nicht nur das erworbene, sondern auch das angeborene Immunsystem ein immunologisches „Gedächtnis“ entwickeln kann.

Die Fähigkeit ein immunologisches Gedächtnis auszubilden wird im letzteren Fall „antrainierte Immunität“ (trained immunity) oder „angeborenes immunologisches Gedächtnis“ (innate immune memory) genannt.

Das adaptive Verhalten des angeborenen Immunsystems ermöglicht eine gesteigerte Immunabwehr bei unspezifischer Stimulus-Reexposition.

Genau darum geht es: Setzt man einen Reiz, entsteht wie beim richtigen Training auch, eine längerfristige Anpassung, die uns vor weiteren Reizen – beim Immunsystem ist das eben die Infektion – schützt. Und das ist nicht mal gegen einen speziellen Erreger gerichtet, sondern „unspezifisch“.

Der gesetzte Reiz könnte z. B. eine (niedrigschwellige) Erregerexposition sein. Analog zum Wasserkisten schleppen im Alltag, bringen wir unser Immunsystem in Kontakt mit anderen Menschen, z. B. in der viel besuchten Fußgängerzone, so ganz ohne Abstand und Maske ;-) Selbst eine stärkere Infektion stellt das Immunsystem längerfristig besser auf – bewiesen.

Wohlgemerkt: Was Leute heutzutage machen, ist ganz typisch für eine schlechte Beweisführung. Sie nehmen ein Trainingsnovize, der es allen zeigen will, und sich auf der Bank mit 80 kg Gewicht verletzt. Daraus soll dann abgeleitet werden, dass Training oder Gewichteheben an sich schlecht ist. 

Soll heißen: Freilich gibt es Erreger, die nicht gesund für uns sind, die – vor allem beim untrainierten oder geschwächten Immunsystem – große Schäden anrichten können. Doch das trifft auf die herkömmlichen Erreger, die hier jährlich grassieren, eigentlich nicht zu. Im Gegenteil, es ist eine Symbiose: Erreger dürfen dank uns überleben und unser Immunsystem profitiert in der Regel davon.

ß-Glucane induzieren Trained immunity 

Natürlich sucht die medizinische Wissenschaft immer händeringend nach Agents, die in uns bei minimalem Risiko förderliche Reaktionen hervorrufen und am besten noch viel Geld bringen.

Daher sollen Medikamente den Blutzucker senken, obwohl jeder weiß, dass Arsch bewegen wohl effektiver ist. Aus diesem Grund sucht man nach „exercise mimetics“, also Stoffen, die Trainingseffekte induzieren, ohne, dass wir überhaupt trainiert haben – Stichwort Resveratrol.

Das gilt auch für Trained immunity. Es klingt verlockend: Wir finden einen Agent, also einen Stoff, der das Immunsystem aktiviert und auf ein höheres Aktivitätslevel hievt, um uns so besser vor Erregern zu schützen. Das hatten wir hier schon erklärt.

Glücklicherweise gibt es einen solchen schon und wir können den sofort … essen. Die Rede ist von ß-Glucanen, ein Ballaststoff, der in verschiedenen Varianten in Zellwänden von Getreide, Bakterien und Pilzen und in Algen vorkommt. Er ist der berühmte Haferballaststoff mit vielen förderlichen Eigenschaften (Cholesterin, Blutzucker, Darmmikrobiom uvm.).

ß-Glucan ist also auch Bestandteil von z. B. Zellwänden von Pilzen und Bakterien und wird vom Immunsystem deshalb als Quasi-Erreger erkannt, was eine Immunantwort vor allem in Teilen des angeborenen Immunsystems (Makrophagen, Monozyten usw.) hervorruft.

In Monozyten und Makrophagen induzieren (…) ß-Glucane einen unspezifischen Schutz vor Sekundärinfektionen durch langfristige funktionelle Umprogrammierung über einen Prozess, der als trainierte Immunität bezeichnet wird und von metabolischen und epigenetischen Veränderungen abhängt.

Heißt also, ß-Glucane sind ein solch bequemer Agent, der das Immunsystem längerfristig durch „Training“ aktiviert – via „metabolische und epigenetische Veränderungen“. Heißt, diese Immunzellen werden wie beim echten Training einfach auf Ebene des Energiestoffwechsels und des Epigenoms so programmiert, dass sie fitter gegen weitere Infektionen werden lässt. Training.

Hat man vielfach bewiesen. So zum Beispiel 2020 in einem speziellen auf Trained immunity ausgerichteten in-vitro-Versuch, der herausfand, dass „aus Hafer gewonnene β-Glucane trainierte Immunität durch metabolische Reprogrammierung induzieren“. Vielsagend.

Diese Ergebnisse zeigen, dass Hafer-β-Glucan durch metabolische Umprogrammierung eine trainierte Immunität induziert.

Dies ist ein wichtiger Beweis dafür, dass Ballaststoffe die langfristige Reaktionsfähigkeit des angeborenen Immunsystems aufrechterhalten können, was für die Prävention von Infektionskrankheiten oder Krebs von Vorteil sein kann.

Das funktioniert jedoch nicht nur im Reagenzglas gut, sondern auch im Maus-Modellorganismus, wo die „durch ß-Glucan induzierte trainierte Immunität vor L. braziliensis-Infektionen (Leishmaniose) schützt“:

Insbesondere haben wir gezeigt, dass die Induktion einer trainierten Immunität durch ß-Glucan die Effizienz der Phagozytose und die Abtötung von L. braziliensis erhöht, parallel zu einer erhöhten Zytokinproduktion.

Publiziert im renommierten Cell Reports vor wenigen Jahren (Q). Scheint auch bei Mycobacterium tuberculosis (Tuberkulose) zu funktionieren:

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Die Studie zeigt, dass β-Glucan-induzierte trainierte Immunität Schutz gegen den Tuberkulose-Erreger bietet. Es wird gezeigt, dass β-Glucan-induzierte trainierte Immunität die Produktion von entzündungsförderneden Signalstoffen in menschlichen Monozyten erhöht, die mit dem toten Erreger in Kontakt kommen; Dies war das Ergebnis einer epigenetischen Umprogrammierung . Zweitens wurde gezeigt, dass Mäuse, die mit β-Glucan behandelt wurden, eine signifikant geringere bakterielle Belastung der Lunge nach einer Aerosol-Tuberkulose-Infektion aufwiesen. Dies zeigte sich an einer drastisch gesteigerten Überlebensrate bei Mäusen, denen ß-Glucan verabreicht wurde. (Q

Es gibt noch viele weitere Arbeiten zu diesem Thema. Ich denke aber, dass die hier angeführten ausreichen, um den Punkt zu verdeutlichen. Mit dem Resultat, dass …

Training funktioniert!

Die Menschen heutzutage sind so unfassbar einfältig. Technokraten, ohne Sinn für Leben und Zusammenhänge. Und viele Menschen sind so faul und glauben so wenig an Lebensstil, an Ernährung, Training, Reize setzen, dass sie selbst davon überzeugt sind, dass das Immunsystem immer gleich funktioniert. Natürlich optimal. Idiocracy lässt grüßen.

So funktioniert das Leben aber nicht. Tatsächlich wird das Immunsystem nur in der Social-Media-Bubble nicht trainiert. Im echten Leben stimuliert jeder Kontakt mit dem Leben, also mit Erregern, das Immunsystem. Auch Stoffe aus der Nahrung – wie hier gezeigt: ß-Glucane – können das Immunsystem offenbar „trainieren“, genau wie Sport (z. B. hier), Kälte, Hitze usw. es vermutlich tun.

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Trained immunity zusammengefasst: „Es gibt immer mehr Belege für die vielfältigen Funktionen einer trainierten Immunität, die eine schnelle und verstärkte angeborene Reaktion gegen nicht verwandte Reize oder Krankheitserreger auf nachfolgende Auslöser hervorruft.“ Das Training der Immunzellen erfolgt in Form von metabolischen und epigenetischen Anpassungen. (Q

Training heißt, funktionaler zu werden. Wir erleben aktuell das Gegenteil, in Form einer Dysfunktion einer Gesellschaft. Das ist offenbar nicht nur ein Problem mit Blick auf vermeidbare Zivilisationserkrankungen, sondern war auch ein Problem im Zuge der Pandemie und ist nun ein postpandemisches Problem in Form von Longcovid oder in Form von … offenbar nicht trainierten oder schlicht wenig gebrauchten Immunsystemen.

Hinzu kommen natürlich noch Faktoren, die wir aktuell gar nicht kennen. Durcheinander gebrachte Dynamiken unter den Erregern an sich oder virulentere Erreger, die sich aufgrund der vielfältigen Maßnahmen in den letzten Jahren ausgebildet haben.

Wieder Maske tragen, also Liegenbleiben, wird das Problem jedenfalls nicht lösen.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

26 comments On Wie Hafer das Immunsystem trainiert

  • Ich liebe ja meine wöchentliche Schüssel mit Haferflocken.
    Gibt es da noch einen guten edubily-Kniff diese ohne Milch zu mir zu führen?

  • mein Vorschlag an diejenigen, die Hafer nicht gut vertragen:
    ich nehme seit Jahren Betaglucan als Nahrungsergänzungsmittel: es enthält Betaglucan aus Reinzuchthefe, Vitamin C und Zink. Ich habe keine Nebenwirkungen und kenne seit langem keine Erkältungsinfektionen mehr. Also scheint es sich positiv auf mein Immunsystem auszuwirken.

  • Das Training beginnt wohl spätestens mit der Geburt: „Die natürliche Initiierung des Darm-Microbioms durch eine natürliche Geburt (Bakterien aus der Scheidenflora der Mutter) ist von erheblicher Bedeutung für die spätere Gesundheit des Menschen.“ Findet sie nicht statt (Kaiserschnitt), haben diese Kinder ein viel größeres Risiko für atopische Erkrankungen (zB Neurodermitis, Asthma) und leiden unter erhöhter Infektanfälligkeit (bakterielle und virale Infekte). Vergl. Bernd-Michael Löffler: Sie leiden an einer „stillen“ Entzündung?! – Warum Sie Calcium, Magnesium und Bor zusammen mit Vitamin D3 benötigen.

    • Zum Glück gibt es inzwischen immer mehr Kliniken die das sogenannte „Vaginal Seeding“ praktizieren. Allerdings darf man nicht vergessen, dass das Mikrobiom des Kindes eben auch nur so gut sein kann wie das der Mutter.
      Es geht aber nicht nur um das Vaginal Sekret sondern auch um Bakterien aus dem After. Auf jeden Fall alles richtig spannend…das System „natürliche Geburt“ ist bis ins kleinste Detail einfach perfekt^^

  • Esse seit ein paar Wochen täglich Hafer aber bekomm davon fast immer Blähungen :/ Ich dachte es legt sich mit der Zeit aber das tut es scheinbar nicht. Sollte ich aufhören Hafer zu essen oder weiter probieren?

    • Vielleicht liegt es ja nicht am Hafer…
      Mit welchen anderen Lebensmitteln isst du ihn denn?
      Wie bereitest du ihn zu?

      • Als Overnight Oats mit Milch und Süßungsmittel wie Honig oder Agavendicksaft. Liegt also am Hafer. Hab das Problem eigentlich generell mit gesunder Stärke. Viele Kartoffeln, besonders vom Vortag mit mehr resistenter Stärke, führt ebenfalls zu Blähungen. Ungesunde Stärke wie Weizenbrot oder Obst macht mir keine Probleme. Es ist ausgerechnet die gesunde Stärke die mir Probleme macht…

    • Geht mir auch so. Esse ich 2-3 Tage Haferflocken bekomme ich Blähungen/Sodbrennen.

      • Soweit ich weiß kommt das von den verarbeiteten Haferflocken aus den Supermärkten. Die enthalten durch eben diese starke Verarbeitung kaum noch Nährstoffe und sind fast immer auch sehr mit Schadstoffen belastet, die ebenfalls blähen können. Versucht es mal mit Nackthafer aus dem Bioladen, diesen flocken und über Nacht einweichen, dann wieder wie gewohnt mit Obst/Honig bestücken. Wir haben keine Blährungen mehr. Hochverarbeitete Milch (H-Milch etc) sollte man auch meiden. Entweder Rohmilch, Vorzugsmilch oder notfalls frische Weidemilch aus dem Bioladen bevorzugen. Kartoffeln verträgt man ebenfalls besser, wenn man diese kocht (am besten mit Schale) und abkühlen lässt. Reis ebenso (diesen setzen wir über Nacht mit einem sogenannten Reisstarter an) Dann entweder nochmals erwärmen oder kalt zum Gericht verarbeiten. So geht es uns viel besser :-). Viele Güße

    • Bitte nicht auf die Beschwichtiger hören, die Blähungen kommen vom Hafer, habe ich bei mir genauso erfahren. Sämtliche Süßgräser, einschließlich Reis, sind Vogelfutter und benötigen zur Verdauung einen Kropf mit speziellen Enzymen – hören Sie auf das Grollen ihres Darms und lassen sie diesen Müll weg. Ähnliche Ballaststoffe ohne die schrecklichen Nebenwirkungen von Getreiden gibts in Pilzen und grünen Blattgemüsen!

  • In Gerste sind ebenfalls ß-Glucane enthalten (ca. 30 %) und auch in Roggen kommen sie vor (2-3 %).

    • Aber Glutenhaltig! und keine Alternative zu Hafer, der eigentlich von Natur aus kein Gluten hat.

      • Ja, Hafer ist bestimmt eine gute Wahl.

        Was ich bezüglich Gluten recherchiert habe:

        Das Gluten setzt sich in den betreffenden Getreidearten wie folgt zusammen:

        Weizen: Gliadin+Glutenin
        Roggen: Secalin+Secalinin
        Hafer: Avenin+Avenalin
        Gerste: Hordein+Hordenin

        Getreide mit hohem Glutengehalt sind Dinkel (ca. 10 g/100 g), Weizen (ca. 10 g/100 g), Kamut, Emmer, Einkorn und Hartweizen. Einen niedrigeren Anteil an Klebereiweiß haben Roggen (Secalinin, ca. 3,5 g/100 g), Hafer (Avenin, ca. 5,5 g/100 g) und Gerste (Hordenin, 5,6 g/100 g). Getreidearten wie Hirse, Teff, Mais und Reis sowie Pseudogetreide wie Quinoa, Amarant und Buchweizen sind glutenfrei.

        • Daher ist die Bezeichnung Glutenunverträglichkeit alias Zöliakie auch falsch. Denn Glutene sind in allen Getreidesorten enthalten, aber wenn wir von Gluten sprechen, meinen wir eigentlich Gliadin, daher sagen wir oft explizit Weizengluten.

          Hafer kann von Leuten mit „Gluten-Antikörpern“ in der Regel gegessen werden, so auch von mir (habe zöliakie). Denn sie enthalten eben kein „Gluten“ aka Weizengluten aka Gliadin.

  • Total Spannend Chris,
    danke für diese spannende Studie. Glucane galten natürlich in belesenen Kreisen schon allgemein als gesund, diese Studie untermauert es eindrücklich.
    Was mich interessiert ist , ob das förderlich für Personen mit chronischen entzündlichen Erkrankungen oder mit Autoimmunerkrankungen ist oder eher kontraproduktiv ?! Dort will man ja eine Immunaktivierung grundsätzlich vermeiden.
    Was ist deine Meinung dazu?
    LG

    • Danke für den Kommentar und gut weitergedacht!

      In der Tat ist das die Frage, die noch nicht geklärt werden kann. Ist *diese Art* des Immuntrainings förderlich für entzündliche (Autoimmun-)Prozesse oder eher das Gegenteil? Denn es gibt auch „trained immunity“ via Sport, das antientzündlich wirkt. Soll heißen, wie beim Sport im echten Leben, gibt es auch hier verschiedene Arten, wie man das Immunsystem schulen/trainieren kann und nicht jede Art muss für jeden Kontext immer förderlich sein.

      Ich kann es dir also nicht ordentlich beantworten, schon auch deshalb nicht, weil Hafer als Ganzes ja nicht nur ß-Glucan ist, sondern eine ganze Matrix liefert, die modulierend aufs Immunsystem wirkt. Interessant ist jedoch ganz klar der Fakt, dass ß-Glucan vom Immunsystem quasi als Erreger erkannt wird und bestimmte Signalwege in Immunzellen aktiviert.

      • Danke für dein schnelles Feedback. Genau an die Trained Immunity durch Sport hatte ich auch gedacht. Ich sehe da auch noch Fragezeichen. Wenn man bspsw. den Ansatz von Strunz und dem „kompetenten Immunsystem“ auch bei entzündlichen Krankheiten verfolgt, den ich als die einzig richtige Alternative sehe bei solchen Krankheiten , anstatt das Immunsystem zu supprimieren, dann wären Glucane ein interessanter Baustein, verfolgt man den anderen Ansatz, eher fragwürdig.
        Bleibt interessant und spannend zu beobachten…
        LG
        Manuel

        • Ja gut, aber wenn man das Immunsystem „trainiert“, zB durch Bauernhofluft, Kälte, Sport usw., dann hat das einen modulierenden Effekt, heißt manche teile des IS werden ggf aggressiver, aber andere toleranter. Darüber hinaus lernt das Immunsystem allgemein, Entzündungen rascher abzukühlen.

          Ob Glucane das so komplex können, wage ich zu bezweifeln, aber es ist prinzipiell denkbar. Müsste man halt mal recherchieren, mache ich ggf nachher mal.

          • Okay , falls du dazu kommst zu recherchieren, würde mich echt mal interessieren, was diese ergeben hat.
            Ich verfolge mal, ob du dazu noch was herausfindest..
            Thx schon mal für den Gedankenaustausch.

            • Hab mir das jetzt mal angesehen. Tatsächlich sieht die Datenlage so aus, dass ß-Glucan antientzündlich wirkt oder wirken kann. So gibt es z. B. ein Versuch mit ß-Glucan aus Candida, wo ß-Glucan eine „eine starke IL-1Ra-Reaktion induziert“, die vermutlich über einen „unbekannten β-Glucan-Rezeptors, der (…) eine entzündungshemmende IL-1Ra-Antwort bei der Erkennung von C. albicans auslöst“, vermittelt wird. IL-1RN werden bei medikamentös z. B. auch bei der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25461401/

              Gibt auch weitere Studien direkt mit Hafer-Glucanen. Zum Besipiel eine aktuelle, die zeigt, dass „mit der Nahrung aufgenommene Hafer-Beta-Glucane Entzündung auf molekularer und organischer Ebene hemmen und die Remission der Morbus Crohn beschleunigen.“ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8123447/

              Gibt also schon durchaus eine Datenlage, die aufzeigt, dass ß-Glucan nicht nur stumpf das Immunsystem aktiviert, sondern modulierend wirkt, wie bereits nahegelegt.

              • Hi Chris,
                Weltklasse diese Recherche. Danke für die Untersuchung der aktuellen Datenlage. Aus meiner Sicht wäre es dann nur noch wichtig Haferflocken als gluten-free Variante zu essen. 👌🏽 bin gespannt auf weitere Artikel 👌🏽

                • Hallo,

                  wieso auf „glutenfrei“ achten? So wie ich es verstehe, ist es egal, da ja das „glutenfrei“ nur besagt, dass im Betrieb kein Weizen und Co verarbeitet wird.
                  Habe selber eine Autoimmunerkrankung (MS). Ernähre mich glutenfrei.

  • >Training heißt, funktionaler zu werden.

    „Der Mensch handelt“. Das ist das Grundaxiom der Praxeologie, der Wissenschaft von der Logik menschlichen Handelns (vergl. Andreas Tiedtke, Der Kompass zum lebendigen Leben).

    Ich habe den Eindruck, dass die meisten Menschen sich selbst nicht als autopoietische Lebewesen erkennen, sondern sich und ihre Mitmenschen als unlebendige, als »zombifizierte« Menschen wähnen, die nur Geschöpfe, Kreaturen, Bio-Machinen, eben „Behandelte“ sind, anstatt sich selbst in Umsatz und Austausch mit ihrer Umwelt hervorbringende Schöpfer.

    Was die meisten leider noch heute unter „Politik“ verstehen, ist die Bewirtschaftung von Menschen mit den politischen Mitteln Drohung, Täuschung (inkl. Propaganda/Indoktrination), Zwang und Gewalt. Eine solche Politik ist keine wohlmeinende Veranstaltung. Sie verletzt die autopoietische Struktur des Menschen zutiefst.

    Nur Nicht-Handelnde haben keine Probleme. Eine gewisse Unruhe ist existenzbeschreibend für autopoietische Wesen.
    Deine „Unruhe“, lieber Chris, schätze ich seit Jahren sehr! :-)

    • Vielen Dank für den großartigen Kommentar und die sehr netten Worte ;-) Dem stimme ich absolut zu, nur so eloquent könnte ich es nicht ausdrücken.

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