Sharapova welches Medikament

Fettverbrennung ausschalten: Doping auf Weltklasseniveau mit Meldonium

Wieder einmal ein Fall von „Doping“ in der Sportwelt. Und die Leute tun immer so, als würde es sie zutiefst erschüttern, als würden ganze Weltbilder zerstört werden. Die Wahrheit ist, dass wir uns alle darüber im Klaren sind (oder sein sollten), dass die da ganz oben alle irgendwie dopen. Um der edubily-Sprache treu zu bleiben: Die bewegen sich so nahe an ihrem genetischen Maximum, dass jede Kleinigkeit profunde Auswirkungen haben kann. Hier geht es um ganz wenige Prozent.

Ab wann ist Doping eigentlich Doping?

Wir brauchen auch nicht immer so unschuldig zu tun. Wir dopen auch. Für den Hans im mittelständischen Betrieb ist es eben nicht Testosteron (oder doch?), sondern die fünf Tassen Kaffee. Aber alles verschwimmt, sobald wir realisieren, dass wir immer auf molekularbiologischer Ebene argumentieren müssen und … da ist es dem Körper ziemlich egal, ob wir von Kaffee reden oder von anderen Mittelchen, die den Organismus peitschen. Letztlich ist es eben eine Auslegungssache.

Ich kenne Ärzte, die verschreiben dem kaputt-trainierten Ironman, der auch noch Geschäftsführer ist, Testosteron. Er muss ja irgendwie weitermachen. Ja, ja. Nur: Der umgeht hiermit die körpereigenen Barrieren und verschafft sich einen Vorteil gegenüber denen, die sich von ihren körpereigenen Barrieren ausbremsen lassen (müssen). Aber du siehst: Alles Auslegungssache.

Maria Scharapowa knipst die Fettverbrennung aus

Der Tennis-Star Maria Scharapowa hat wohl ein Mittelchen geschluckt, das sich Meldonium nennt. Verschrieben von ihrem Arzt, seit 10 Jahren.

Was ist daran nun Doping?

Meldonium hemmt die Oxidation von Fettsäuren. 

Haben wir nicht alle gedacht, dass das zwangsläufig zur Fettleibigkeit führen muss? Einige Leser gehen ja davon aus, dass der Körper „immer nur Fett verbrennen“ muss, damit er auch schlank sein kann. Falsch gedacht. Dazu muss man sich nur mal die Figur der Frau anschauen.

Die WADA schreibt dazu:

Meldonium moduliert den Stoffwechsel ähnlich wie Insulin (Anm.: Mechanismus erklären wir gleich). Mit Meldonium erhöht sich die Ausdauerleistung, die Regeneration verbessert sich, es schützt vor Stress, es wirkt aktivierend auf das ZNS (Anm.: Noradrenalin, Dopamin und Co.).

Das ist interessant, oder?

So wirkt Meldonium

Dieses Mittelchen wurde zum Beispiel für die Behandlung von Herzschwäche entwickelt. Denn unterdrückt man die Fettsäure-Oxidation, steigt reziprok dazu die Glukose-Oxidation, die verbraucht weniger Sauerstoff und es wird mehr ATP pro Sauerstoff gebildet, was gemeinhin bedeutet, dass die Effizienz steigt. Diesen Effekt macht man sich auch zunutze bei Herzinfarkten, wo nicht genug Sauerstoff vorhanden ist. Mehr Glukose-Oxidation heißt natürlich, dass unsere Glukose-Toleranz viel besser wird, somit auch die Insulin-Sensitivität.

Meldonium ist das Prinzip „Eisen runter“ . Meldonium ist auch das Prinzip „Glukose-Oxidation“.

Wir schrauben also die Fettsäure-Oxidation runter und zwangsläufig muss die Glukose-Oxidation steigen, weil der Körper ein Substrat oxidieren muss, um seinen Energiebedarf zu decken. Das haben wir dir im Handbuch erklärt, nennt sich Randle-Cycle.

Und warum verkürzt das jetzt die Erholungsphasen?

Der Körper wird schlicht anaboler. Denn nun wird vermehrt der anabole Signalweg (IR/Akt/mTOR) aktiviert, was natürlich Gewebe heilt. Das ist das „Prinzip Eisen“ im Gehirn. Daher kurbelt die Eisen-Restriktion die Neurogenese an – der anabole Signalweg wird angeknipst. Daher spekulieren manche Wissenschaftler, dass das Spurenelement Chrom die Katecholamin-Synthese im Gehirn anregt, da es ebendiesen anabolen Signalweg aktiviert.

Nun: Wir werden es vermutlich niemals schaffen, den Fettstoffwechsel so zu unterdrücken, wie es dieses Medikament potenziell könnte. Wir kennen allerdings auch nicht die eingesetzte Dosis.

Schlusswort

Mit diesem Beitrag wollte ich dir aufzeigen, wie Profi-Sportler ihren Stoffwechsel modulieren, mit Blick auf uns, die das ebenfalls tun, nur eine Nummer kleiner. Den oben angeführten Mechanismus inklusive Wirkung kann man en detail hier bei uns nachlesen (mTOR und Akt: Gesund durch Anabolismus).

Die bösen, bösen Profi-Sportler immer :-)

(PS: Weil ich weiß, dass manche jedes Wort und jeden Satz auf die Goldwaage legen und auch kein Späßchen verstehen … Natürlich distanzieren wir uns von Doping etc.)

Titelbild

IBI14_Maria Sharapova“ von Vale Alemanno, lizensiert unter CC BY 2.0

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

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