Bor ist ein essentielles Spurenelement

Bor – Wunderstoff oder Bullshit?

Bor ist ein essentielles Spurenelement. Diverse Studien-Ergebnisse deuten darauf hin, dass Bor vor allem hilft, das Immunsystem adäquat zu regulieren, was sich in erster Linie in entzündungshemmenden Eigenschaften zeigt. Darüber hinaus scheint Bor einen profunden Einfluss auf den Steroid-Haushalt zu haben, betroffen: Testosteron und Östrogen(e). Ich kenne kein Spurenelement (außer Zink), das den Steroid-Haushalt so profund modulieren … könnte.

Bullshit oder reales „Doping“?

Immer, wenn ich Ausschau halte nach (neuen) Möglichkeiten, versuche ich Dinge konzentriert und strikt zu hinterfragen. Viele von euch missverstehen meine Ausführungen: Ihr denkt … „jaja, da hat der Chris wieder irgendeine Pille, die er uns andrehen möchte“. Zum Glück werde ich ein Buch veröffentlichen – danach wird jeder verstehen, dass es sich bei diesen „Pillen“ um konkrete Substanzen handelt, die chemische Reaktionen im Körper steuern und das Leben überhaupt erst möglich machen. Dein Auto fährt ja auch nur, wenn … Das haben wir jetzt verstanden, oder?

Dumm nur: Selektive Wahrnehmung von euch lässt euch glauben, dass es sich „wieder um irgendeine Pille“ dreht – die Wahrheit ist, dass dein System eben > 40 Substanzen braucht – in richtiger Konzentration – um zu funktionieren. > 40 Substanzen … in richtiger Konzentration … System …

Was ist denn, wenn dir diese eine Nadel im Heuhaufen das Leben zur Hölle macht? Ich habe gestern im Forum geschrieben, dass der eine Stoffe nichts bewirken wird, wenn der Rest nicht stimmt. Umgekehrt kann es der eine Stoffe sein, der das ganze System lahm legt.

Deine Aufgabe: Suche den Fehler im System. Das mache ich täglich bei mir. Ist blöd, ich weiß, aber funktioniert erschreckend gut und zielführend. Das weiß jeder, der die „Handbremse“ schon gefunden hat.

Hey Chris : ) ich wollte dir noch fix ein Feedback hinterlassen. Und ich machs kurz: Ich fühl mich psychisch und physisch sau gut. Der pure Wahnsinn. Somit ist die „Handbremse“ gefunden. : ) Vielen vielen Dank für deine Tipps per Mail und abermals Danke für deine „Tools“.

Ja – so ist das … die Handbremse gelöst. Ich freue mich natürlich immer wieder wie ein Kleinkind, wenn ich bei anderen die Handbremse lösen kann, so wie ich das auch ständig (!) bei mir machen muss. Das ist „Kennen des eigenen Körpers“. Eine Kunst, die man lernen muss – deshalb auch das Buch!

Aber … welche „Tools“? Das sind keine Tools, sondern Systembestandteile, die man wieder einbaut und zum Laufen bringt. Meine Gedanken klingen schlüssig und plausibel, oder nicht?

So … was ist also Bor? Keine Ahnung. Was ich aber weiß: Offensichtlich spielt es eine große Rolle.

Die Entdeckung

Wie bin ich denn überhaupt auf dieses Spurenelement gestoßen? Na ja – wie einige von euch wissen, erkunde ich konstant das chemische Wunderwerk namens Körper. Und suche natürlich nach „Schaltern“, die wir selbst modulieren können.

Und so auch mit Bor.

Eine Studie machte mich neugierig: Gibt man Männern 10 mg Bor, jeden Tag morgens, dann steigt das freie Testosteron um circa 30 % an, Estradiol (ein Östrogen) halbiert sich nahezu und – ganz wichtig – Entzündungsparameter wie IL6 (Interleukin 6) und C-Reaktives-Protein halbieren sich (Naghii, 2011). Fairerweise muss man ergänzen, dass die Männer nicht gerade die höchsten Testosteron-Werte hatten. Aber … das hast du ja auch nicht. 80 % von euch haben sehr niedrige Testosteron-Werte (an der Untergrenze des Referenzbereichs).

Das mit den Entzündungen war schon länger bekannt. Deshalb erforschte man das auch im Zusammenhang mit entzündlichen Erkrankungen – das scheint bei sehr vielen Menschen offensichtlich sehr gut zu funktionieren. Vor allem, wenn man den vielen Menschen glauben darf, die ihre Geschichte im Internet veröffentlichen. Foren gibt es ja genug. Man darf es aber auch deshalb glauben, weil in der Literatur darüber geschrieben wurde – oft sogar!

Zu den Steroid-Veränderungen in dieser Studie: Wir Männer der westlichen Konsumgesellschaft haben i. d. R. ein Problem mit den Östrogenen. Wir verweiblichen. Das ist leider kein Scherz. Und deshalb sollte jeder „Wege“ finden, um mit dieser Östrogen-Dominanz umzugehen. Bor? Neue Methode? Ich weiß nicht – womöglich.

Hier aber wurde gezeigt, dass sich das Testosteron-zu-Östrogen-Verhältnis dramatisch verbessert.

Bor wirkt auch bei Frauen, die in den Wechseljahren sind

… Scheinbar.

Die Wirkung von 3 mg Bor
Die Gabe von Bor: Auswirkungen auf den Hormon- und Mineralien-Haushalt

Vermutlich werden nicht viele von euch etwas mit der Grafik anfangen können. Ich helfe euch: Für euch sind zwei Sachen wichtig … Die Spalte „Low boron“, Zeile „Serum 17ß-estradiol“ und „Serum testosterone“. Hier könnt ihr mal die Werte ablesen. Folgt ihr der jeweiligen Zeile weit nach rechts, dann kommt ihr zur Spalte „High boron“.

Es braucht nicht viel Verstand um zu sehen, dass Bor (hier 3 mg) die Konzentration beider Geschlechtshormon nahezu verdoppelt (Nielsen, 1987).

Für die Füchse unter euch: Bor hemmt auch die Calcium- bzw. Magnesium-Ausscheidung. Überragend für Menschen, die sowieso immer so Probleme haben mit dem Magnesium-Wert.

Ich weiß nicht, ob dir das gerade Gesagte irgendwie klar ist: Frauen in den Wechseljahren haben sowieso immer Probleme mit ihren Hormonen. Es gibt so viele unter euch, die generell immer viel zu wenig Geschlechtshormone im Blut haben. Hier: Verdopplung von Testosteron und Estradiol. 

Das schafft so manch einer von euch nicht einmal mit der Spritze vom Arzt. Okay?

… wirkt scheinbar auch bei Kraftsportlern

Ja ja … ich weiß ja! Diese Fake-Studien immer, die finanziert werden von den jeweiligen Firmen, die ihre Produkte loswerden möchten.

Deshalb: Solche Studien sind immer mit Vorsicht zu genießen.

Hier sehe ich keinen Sponsor, deshalb rede ich mal über die Studie. 10 Kraftsportlern gibt man 2,5 mg Bor …

  • Deutliche Steigerung der Testosteron-Werte
  • Deutliche Steigerung der „Lean Body Mass“ (Magermasse)
  • Deutlicher Zuwachs an Kraft (Bankdrücken, Kniebeugen)

(Ferrando, 1993)

Wenn du wüsstest, wie oft ich genau diese Zeilen schon gelesen haben. Es ist quasi immer dieselbe Leier. Deshalb werte ich das auch nicht so stark. Aber trotzdem: Man kann es ja zur Kenntnis nehmen. Oder nicht?

Freundlicherweise wurden wir von mehreren Lesern darauf aufmerksam gemacht, dass uns hier wohl ein Fehler bei der Recherche unterlaufen ist — tatsächlich zeigt die angeführte Studie, dass es keinen Unterschied gibt zwischen Placebo- und Interventionsgruppe. Das stimmt natürlich — wir bedanken uns an der Stelle recht herzlich und machen darauf aufmerksam, dass der Artikel über drei Jahre alt ist und damals kein bei uns übliches Peer-Review erfahren hat. Es ändert allerdings wenig an der Aussage des Artikels. 

Was bleibt?

Gute Frage, Chris. Was bleibt jetzt? Bor ist etwas, was man gerne vernachlässigt. Es könnte die Nadel im Heuhaufen sein, der Grund, warum deine Hormon-Spiegel so aussehen, wie sie aussehen. Oder eben auch nicht. Ich für meinen Teil probiere alles aus und „fühle“ oder messe. Generell sollte man daran denken, dass jeder dieser > 40 Stoffe im Körper vorhanden sein muss, damit alles funktioniert. Vielleicht haben wir alle einen Bor-Mangel? Wer weiß das schon? Ich nicht. Aber ich werde es irgendwann herausfinden. Bis dahin solltest du auch probieren.

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ … oder anders ausgedrückt:

„Why not give a try?“

Zusammenfassung

Bor scheint in vielen Individuen dafür zu sorgen, dass mehr Geschlechtshormone im Blut zirkulieren. Und das mitunter auch in ihrer (sehr) aktiven Form. Das wurde in mehreren Personengruppen gezeigt, darunter Männer, Kraftsportler und Frauen, die sich in den Wechseljahren befinden.

Eine „effektive“ Dosis beträgt i. d. R. bis zu 10 mg.

HIER geht’s zur Foren-Diskussion. 

Referenzen

  • Ferrando, Arny A, and Nancy R Green. „The effect of boron supplementation on lean body mass, plasma testosterone levels, and strength in male bodybuilders.“ International journal of sport nutrition 3 (1993): 140-140.
  • Naghii, Mohammad Reza et al. „Comparative effects of daily and weekly boron supplementation on plasma steroid hormones and proinflammatory cytokines.“ Journal of Trace Elements in Medicine and Biology 25.1 (2011): 54-58.
  • Nielsen, Forrest H et al. „Effect of dietary boron on mineral, estrogen, and testosterone metabolism in postmenopausal women.“ The FASEB journal 1.5 (1987): 394-397.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

15 comments On Bor – Wunderstoff oder Bullshit?

  • Sunday Naturell.de
    Bor
    3mg
    9,90€

    Empfehlenswert

  • Friedhelm Ebeling

    Das habe ich leider erst heute gelesen!Schau mal nach _Vitamin B17.Ist der Hammer aus eigener Erfahrung.MFG.F.Ebeling

  • Hallo speedy das interssiert mich

    Beschäftige mich auch damit können wir uns da mal austauschen?

    tobiasullmann@gmx.de. wäre super

  • Dankeschön für den interessanten Artikel und die weiteren Links.

    Bor soll scheinbar das SHBG (sexualhormonbindendes Globulin) senken und dadurch freies Testosteron sowie DHT erhöhen. Mein SHBG-Wert war Ende März viel zu hoch. Könnte da ein Zusammenhang bestehen?

    Ich esse seit 1 Jahr fast jeden Tag im Schnitt um die 80g Gurke, was laut einem der obigen Beiträge in etwa 3mg Bor entsprechen müsste. Daneben nehme ich reichlich Nüsse und mind. 600g Gemüse ein. Pfirsich scheidet für mich infolge einer ketogenen Ernährung leider aus.

    Ich habe vor 1 Monat mein Bor-Wert im Blut kontrollieren lassen und er lag bei 61 nmol/L bzw. 9.9 ug/mL. Dies liegt dann bei etwa 66% des Labor-Sollbereichs. Nicht schlecht, aber womöglich noch nicht hoch genug.

    Ich möchte deshalb ein Supplement einzunehmen. Es scheint davon aber nur sehr wenige Produkte zu geben. Von der Verwendung von Borax wird aus gesundheitlichen Gründen dringend abgeraten (siehe https://www.ktipp.ch/artikel/d/darf-ich-weiter-borax-einnehmen/).

    Welche chemische Form kann als Supplement empfohlen werden? Ist Calcium Borogluconat dem Natriumtetraborat bzw Dinatriumdetraborat-Decahydrat vorzuziehen?

    Grüsse

    • Laut deinem Link, müsste ich längst Tod sein. Ich löse seit 3 Jahren eine Messerspitze Borax auf und mir geht es gut.

  • Hallo, hier noch ein super Artikel in Deutsch. Sehr ausführlich, spannend und viel zu wenig beachtet. Insbesondere auch das Zusammenspiel mit Jod.
    http://www.revita-san.de/Borartikel.pdf

    Gruß Reinhard

  • Wie kommst du auf nur 40 Substanzen im menschlichen Körper?
    Der menschliche Körper zählt mindestens 118 Substanzen, einiges ist noch nicht erforscht.
    https://www.lenntech.de/data-pse/korper.htm

    Gruss Jogi

    • Hi, hier geht es weniger um die Zusammensetzung der Elemente sondern um Mikronährstoffe die der Körper braucht. Strunz spricht hier von 47, welche im Blut gemessen werden können. Die Elemente könnte man aus deiner Asche per Massenspektrometrie feststellen. Das wäre aber dann leider zu spät ?

  • hallo und Danke für die Beiträge. meine Tochter hat Brustkrebs mit Metastasen in der Leber. min endlich ein Arzt, der versucht die Systeme im Körper zu regulieren, unter anderem mit Bor als Element. Vom Onkologen erhält die neben Chemotherapie auch Östrogenblocker. Wenn ich das hier lese bin ich jetzt beunruhigt, denn dann würde jai Bor der Östrogenspiegel angehoben. gar nicht so einfach!

  • Eine weitere, sehr ähnliche Veröffentlichung von Ferrando / Green wie oben in der Referenz:

    Environ Health Perspect. 1994 Nov;102 Suppl 7:73-7.
    Plasma boron and the effects of boron supplementation in males.
    Green NR1, Ferrando AA.
    Hier gibts im Unterschied zur Referenz auch den ganzen Artikel als freien Download:
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1566626/

    Das Ergebnis ist weitgehend gleich:
    Bor bringt nichts in einer Dosierung von 2,5mg/Tag.

    Wer also mit Bor experimentieren will, muß deutlich höher dosieren.
    Möglich wäre allerdings auch, daß sich eine Wirkung nachweisen lässt, wenn man längere Zeiträume betrachtet
    als die 7 Wochen in der oben genannten Studie (es könnte ja sein, daß erst ein Mangel ausgeglichen werden muß,
    bevor sich was tut).

    Interessant könnte noch die folgende Veröffentlichung sein:

    Nutr Health. 1999;13(1):31-7.
    The significance of dietary boron, with particular reference to athletes.
    Naghii MR1.
    Leider ist der Artikel nicht frei zugänglich.

  • Ich hab hier auch noch eine ganz ordentliche Zusammenfassung gefunden.
    Titel: Nothing Boring About Boron, von August 2015

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4712861/pdf/35-48.pdf

  • Hier ist noch eine nette Zusammenfassung an Studienmaterial über Bor. Stichworte: Knochendichte, Osteoarthritis, Vitamin-D-Haushalt (eine steroide Wirkung liesse sich hierdurch teilweise erklären!), bei Prostatakrebs sowie dessen neuroprotektive und antioxidative Wirkung. http://www.lifeextension.com/Magazine/2006/8/aas

  • Ich habe mehrere Monate lang täglich eine Gurke gegessen mit Schale und jetzt braucht meine Freundin keine Gurke mehr :-)
    Im ernst, meine Laborwerte waren vorher gut und sind jetzt besser. Bei nem Spermiogramm war die Dame an der Uni von der Anzahl ganz begeistert und meinte wenn unsere Spender nur auch so viele hätte.
    Gurke hat etwa 3,5 mg Bor / 100g alternativ würden auch Pfirsiche gehen 7 mg Bor / 100 g aber die Dosenpfirsich haben zu viel Zucker. Gurke hingegen hat in der Schale ebenso wie die Wassermelone Citrullin :-D

  • Hallo,

    also wenn ich den Artikel richtig interpretiere kann es von großem Nutzen sein ein Bor Supplement zu ergänzen?

    Lg

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