Muskeln

„Periodic undereating“ III

Last but not least … wie könnte sich so ein undereating tatsächlich auf unsere Hormone auswirken?

Die Frage ist sehr, sehr schwer zu beantworten, denn es gibt endlose Variationen hinsichtlich der tatsächlichen Umsetzung eines IF-Programms.

Faste ich jeden zweiten Tag? Faste ich 16 Stunden pro Tag? Faste ich nicht richtig, sondern praktiziere Snacking mit wenig Kalorien?

Okay – aber was können wir erwarten?

In der folgenden Studie, durften Mäuse nur jeden zweiten Tag essen – aber dafür aßen die die doppelte Menge. Insgesamt also blieb die Kalorienzufuhr gleich im Vgl. zur Kontroll-Gruppe.

Wollen wir doch mal kurz schauen, was mit den Hormonen passiert:

  • AL = ad libidum (so viel fressen, wie geht)
  • IF = IF
  • LDF = Kalorienrestriktion (40%)
  • PF = Kontroll-Gruppe (Standardernährung)

Was passierte, ist genau das, was wir haben wollen:

  • weniger Glukose im Blut
  • weniger Insulin im Blut

Zwei Sachen, die direkt auffallen:

  • Im Gegensatz zu Kalorienrestriktion, weisen IF-Mäuse einen sehr hohen IGF1-Wert (Wachstumshormon) auf
  • Im Gegensatz zu Kalorienrestriktion, weisen IF-Mäuse einen sehr hohen Ketonkörper-Wert (ß-Hydroxybutyrat) auf

Was das heißt, kann ich direkt sagen: IF-Mäuse bleiben reproduktiv, bleiben (sehr) anabol, haben aber gleichzeitig sehr viele – wenn nicht alle – Vorteile einer klassischen Kalorienrestriktion.

„Wenn nicht alle Vorteile“… schreibe ich deshalb, weil …

Die Mäuse, die Kalorienrestriktion betreiben (müssen), sollten doch auch viel Ketonkörper bilden, oder nicht? Wäre zumindest logisch, den die Mäuse setzen ja zwangsläufig Körperfett frei. Der springende Punkt dabei ist aber, dass die so dünn am Ende sind, dass sie kaum mehr Fettgewebe haben. Und somit auch nicht mehr genug Fettsäuren, um Keton-Körper zu bilden. Das ist nicht schlecht, das ist sehr gut!

Wer meine Antikrebs-Reihe verfolgt hat, der weiß, dass zu viel Ketonkörper und zu viel Fettsäuren im Blut nicht gut sind hinsichtlich der Tumorigenese – im Gegensatz dazu wirkt der niedrige Körperfettanteil protektiv.

Hinsichtlich der IGF1-Konzentration gibt es folgendes zu sagen:

Was bei uns Sportlern Gold wert ist, ist vielen Langlebigkeitsforschern ein Dorn im Auge. IGF steht im Zusammenhang mit gesteigerter Zellproliferation und somit Krebs. IGF-Rezeptor-KO-Mäuse, also Mäuse, die keinen IGF-Rezeptor haben, sind langlebig.

Wir erinnern uns: IGF induziert womöglich mTOR, was das Gegenteil von AMPK ist. Sehr, sehr vereinfacht ausgedrückt.

Doch jetzt kommt ein überraschender Kommentar daher:

Transgenic rats with reduced levels of GH exhibit a transgene dose-dependent reduction in levels of IGF-1; rats with a moderate reduction in IGF-1 levels live longer, whereas those with a greater decrease in IGF-1 levels have a reduced life span (20). The latter results suggest that there is an optimal level of the GH–IGF-1 axis to maximize survival in mammals. With regard to the neuroprotective effects of IF (see data below and refs. 69), studies have reported that IGF-1 signaling is neuroprotective in experimental models of neurodegenerative disorders (21, 22). It will be of considerable interest therefore to determine the mechanisms by which LDF and IF differentially affect IGF-1 levels and insulin signaling and how these changes influence energy metabolism, longevity, and disease resistance.

Decreased IGF-1 levels have been proposed to contribute to the protective effect of DR against carcinogenesis (36). However, IF also protects against tumor growth (37, 38), suggesting that additional mechanisms must be operative in this beneficial effect of IF.

  • Es gibt vermutlich einen „optimalen“ IGF-Wert hinsichtlich der Langlebigkeit, wobei zu niedrig genau so schlecht ist wie zu hoch
  • IGF ist neuroprotektiv
  • Intermittierendes Fasten schützt vor Krebs, obwohl IGF-Werte womöglich höher sind

Abschließend

Was sagt uns das alles?

Hier finden wir eine, bezogen auf unseren Hormon-Haushalt, sehr förderliche Ernährung. Denn ihr Alten habt kein Problem mit einem Zuviel an IGF, sondern mit dem Gegenteil.

Wenn einer über 50 zu mir kommt mit einem hohen IGF-Wert, dem schüttel ich persönlich die Hand!

Ganz im Gegenteil: IGF – dazu werde ich noch einen Artikel schreiben – wirkt protektiv hinsichtlich aller degenerativer Erkrankungen. Wenn du etwas im Alter haben willst, dann das.

Das heißt: IF, das für hohe IGF-Werte sorgt, bei gleichzeitiger Reduktion von Glukose und Insulin, ist eine optimale Ernährungsform hinsichtlich a) Langlebigkeit und b) Leistungsoptimierung – zumindest was den heutigen Forschungsstand angeht.

Referenzen

Anson, R Michael et al. „Intermittent fasting dissociates beneficial effects of dietary restriction on glucose metabolism and neuronal resistance to injury from calorie intake.“ Proceedings of the National Academy of Sciences 100.10 (2003): 6216-6220.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

5 comments On „Periodic undereating“ III

  • Mir ist das schon vor wochen aufgefallen es fehlen viele artikel gute artikel.
    Wo ist bitte teil 1 und 2 ???

    Ich hab alle 400 artikel damals gelesen aber 40 prozent fehlen wenn ich bei alle artikel reinschaue wo und warum sind die weg ??

  • Wie immer extrem wichtig auch hinsichtlich Prävention und auch Behandlung von Krankheiten.
    Bei aller Optimierung sind auch das sehr wichtige Aspekte – Regeneration, Umkehr von pathologischen Prozessen usw.

    Was mich interessieren würde, ist noch wie konkret und ob bestimmte Substanzen die Fasteffekte potenzieren oder verringern können und welche Zeitspannen minimal einzuhalten sind bzw wieviel mehr Benefit längere Zeitspannen bringen.

    ZB liebe ich ein ausgiebiges Frühstück und würde am liebsten dann gegen 17-18 nochmal ordentlich Essen, um die Vorteile des IF mit jenen des Schlafes und der Regeneration zu kombinieren.

    Manchmal klappt das natürlich nicht und ich esse dann zb um 9h morgens und um 20h abends
    . Das sind dann „nur“ 11h Pause. Und dann abermals 11-12h über Nacht.

    Behindern zb Citrullin und Arginin die Autophagie? Carnitin? Eigentlich müssten diese ja das IF unterstützen?

    Genauso Vitamin B3 – Nicotinamid, was ja Energiemangel vorgaukelt und entsprechend die Effekte verstärken könnte?

    Beeinflussen Öle – ZB Gamma linolen oder Omega 3 die Autophagy oder unterstützen sie auch eher das IF ?

    Könnte Meditation das IF noch verbessern?

    Das wäre noch super, wenn wir zusammentragen was nach derzeitigem Stand das IF bremst, was es unterstützt und was vllt keinen Einfluss hat, aber dennoch andere positive Effekte auf den Körper zeigt.

  • Die Periodic Undereating-Reihe finde ich bisher einer der besten Beiträge von dir, Chris.
    Wahrscheinlich kennst du Chris Eikelmeier und seine Artikel der artgerechten Ernährung. Was hälst du von ihm?

  • Klasse Artikel, Chris!
    Ernähre mich selbst nach IF (16/8), seit je her Frühstückshasser gewesen, passt also ;)
    Eine Frage: die Werte im Diagramm (IGF, Insulin, keton,…) Sind das Durchschnittswerte, von mehreren über den Tag/Woche verteilten Messungen? Oder wie läuft das bei derartigen Studien ab?

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